Weinbar Meier
Weyher Pfalz
Schatzkiste im denkmalgeschützten Gewölbekeller
Ausbau von Lagerflächen zu einer Weinbar im Weingut Meier in Weyer/Südpfalz
Über Generationen hinweg wurden die Räume unter dem Barockgebäude nur als Lagerfläche genutzt. Der dunkle und feuchte Gewölbekeller war weit entfernt von einem Ort, an dem man in angenehmem Ambiente Weine verkostet und Feste feiert. Die junge Generation auf dem Weingut Meier brachte die Überlegungen ins Rollen, die Lagerräume ganz anders zu nutzen. Nun beherbergt das historische Gewölbe seit 2019 eine der schönsten Weinbars in der Pfalz.
Die Verwandlung vom grauen Aschenputtel zur strahlenden Weinkönigin begleitete Architekt Sebastian Metz von IDEENREICH Architektur. Als gebürtiger Pfälzer ist er nicht nur mit der Landschaft, dem Weinbau und der pfälzischen Mentalität bestens vertraut, er beherrscht auch die Kunst, Bestehendes mit Neuem zu einer neuen Qualität zusammenzuführen. Genau diesen Wunsch verbanden die Bauherren mit der Umnutzung der Räume: Die neue Weinbar soll die Tradition des Weinguts mit der Zukunft der folgenden Generationen im Hause vermitteln.
Der Umbau des denkmalgeschützten Gewölbekellers brachte allerdings einige Herausforderungen mit sich: Das Gemäuer aus Sandstein zog aufgrund seiner kapillaren Struktur die Feuchtigkeit aus dem Erdreich nach oben. Um es zu entfeuchten und dauerhaft trockenzulegen setzte Metz ein Elektrolyse-System ein. Dabei erzeugen eingebaute Elektroden nahe der Fundamentsohle eine elektrische Spannung, die die Kapillarwirkung des Mauerwerks und gleichzeitig die Oberflächenspannung des Wassers bricht. Aufsteigende Feuchtigkeit wird dadurch auf ein Minimum reduziert. Dieses Verfahren hatte sich schon bei anderen Projekten des Büros bewährt. Das vorhandene Gefälle des Bodens, auf dem früher die Weintanks aus Holz standen, wurde durch einen Sicht-Estrich mit Fußbodenheizung ausgeglichen. Die groben Sandsteinwände und der Estrichboden stehen in einem klaren Kontrast und gleichzeitig harmonieren die beiden puren und ehrlichen Materialien. Dieser Ansatz passt auch zur Philosophie des Weinguts: Georg Meier stellt seine Weine so weit wie möglich ohne Zusätze her, also natürliche und unverfälschte Weine. „Das wollten wir auch architektonisch widergeben“, sagt Sebastian Metz. Neben Beton kommen Massivholz und roher Stahl zum Einsatz. Auch Stahl und Sandstein sind in ihrer Beschaffenheit konträr, zugleich harmonieren beide Materialien aufgrund ihrer handwerklichen Verarbeitung perfekt miteinander. Hinzu kommen rund 100 Glasleuchten, von denen ein Teil aus schwarzem Rauchglas ist. Alle Materialien wirken edel. Gemeinsam mit den Downlights und den indirekten Beleuchtungen wird eine spannende Lichtstimmung in dem Gewölbe erzeugt.
Auf die Frage, wie er mit zeitloser Architektur in einer an Trends orientierten Zeit umgehe, sagt Metz: „Es ist unsere Aufgabe als Architekten, das Zeitlose mit dem Zeitgenössischen zu verbinden. Denn wir wollen Trends durchaus aufgreifen. Wenn wir uns nicht weiterentwickeln, ist Architektur nicht innovativ.“ Zeitlosigkeit gründe sich seines Erachtens immer darauf, mit echten Materialien wie Holz, Stahl, Leder und Glas zu arbeiten. Außerdem gehe es darum, Farben nur minimal einzusetzen. „Wenn schon eine natürliche Farbe wie das Rot des Sandsteins in der Weinbar Meier vorhanden ist, greifen wir sie auf. Man muss nichts neu erfinden, sondern nur das Vorhandene neu interpretieren“, ergänzt Metz.
Projektleiter: Sebastian Metz
Bearbeiter: Sebastian Metz
Fotos: © stephan baumann, karlsruhe, www.bild-raum.com
Text: Annete Galinski, agentur architekturtext